Warum nur eine Stunde?
Bei Beginn einer Mediation erklärt der Mediator normalerweise den Ablauf einer Mediation. Einer der Punkte, die erläutert werden, ist, dass die Mediation in einzelnen Sitzungen durchgeführt wird, die in der Regel eine Stunde dauern. Gerade bei Konfliktparteien, die eine längere Anfahrt haben, wird dann oft der Wunsch geäußert, längere Sitzungen zu vereinbaren. Ich halte das nicht für sinnvoll (wenn es auch andere Mediatoren gibt, die dann Sitzungen von mehreren Stunden bis zu einem ganzen Tag durchführen).
Warum?
Es geht meiner Meinung nicht darum, die Mediationssitzung so lange auszudehnen, bis die Beteiligten erschöpft in den Seilen hängen und jede Vereinbarung akzeptieren, nur damit die Qual dann ein Ende hat. Die Mediation ist für die Beteiligten (einschließlich den Mediator) eine hoch konzentrierte Angelegenheit. Für die Streitbeteiligten geht es in aller Regel auch um Emotionen, die zusätzlich anstrengen. Mehr als eine Stunde hoch konzentriert zu arbeiten, ist kaum jemand in der Lage.
Ich habe es selbst früher erlebt, dass in einer Mediation, die eigentlich auf einem guten Weg war, nach drei Stunden die Beteiligten nicht mehr in der Lage waren, die Emotionen unter Kontrolle zu halten, auch ich hatte nicht mehr die Konzentration und Aufmerksamkeit, auf die Fehlentwicklung rechtzeitig und schnell zu reagieren, und die Angelegenheit scheiterte.
Etwas anderes mag dann gelten, wenn die Mediation nicht in gemeinsamen Sitzungen sondern getrennt im Wege der Shuttle-Mediation stattfindet. Dann haben zumindest die Streitparteien dazwischen genügend entspanntere Phasen und auch für den Mediator ist es einfacher, weil die Parteien nicht direkt kommunizieren. Der Konzentrationsbedarf auf Seiten des Mediators ist daher geringer.
Letztlich bedeutet die Beschränkung auf eine Stunde natürlich nicht, dass nach Ablauf von genau einer Stunde die Mediation abrupt beendet wird. Natürlich achtet man darauf, dass ein Thema zumindest in einem Teilbereich beendet ist, so dass man an dieser Stelle dann auf die nächste Sitzung vertagen kann. Ebenso selbstverständlich ist es, im Anschluss an die Sitzung ein kurzes Feedback einzuholen, wie die Beteiligten die Sitzung empfunden haben, ob sie Kritik am Ablauf zu äußern haben und ob sie mit dem (Zwischen-) Ergebnis zufrieden sind bzw. was sie sich für die nächste Sitzung wünschen. Die wenigen Minuten hierfür müssen noch drin sein.