Unbehagen gegenüber Konflikten
Das Wort Konflikt löst bei den meisten Menschen negative Gefühle aus. Konflikten gehen wir gern aus dem Weg und wenn wir in einem Konflikt gefangen sind, versuchen viele Menschen ihn zu ignorieren. Die wenigsten Menschen empfinden einen Konflikt als wenigstens neutral oder sogar positiv. Dies verwundert insofern, als wir seit der Geburt eigentlich ständig mit Konflikten zu tun haben. Sowohl in der Lebenspartnerschaft als auch im beruflichen Umfeld begegnen uns Konflikte immer und ständig.
Woher kommt dies emotionale Abneigung gegen jedwede Art von Konflikten. Es gibt hierfür verschiedene Erklärungsversuche. Die für mich naheliegendste Erklärung ist die, dass wir die Auseinandersetzung mit anderen Menschen fürchten, weil die Menschen früher nur in der Gemeinschaft eines Stammes oder einer Familie überlebensfähig waren. Ein Konflikt gefährdet dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und gefährdete damit seinerzeit das physische Überleben. Daher ist ein Konflikt ein Angriff auf unsere elementaren Bedürfnisse. Es sei hier an die Bedürfnispyramide von Maslow erinnert. Die elementarsten Bedürfnisse sind das physiologische Überleben, Sicherheit und soziale Bedürfnisse.
Ein zweiter Grund für die Furcht vor Konflikten ist sicherlich auch die Angst vor Veränderungen. Jeder Konflikt ist ein Anzeichen dafür, dass irgendetwas verändert werden muss. Aber jede Veränderung ist für viele Menschen angstbesetzt. Lieber hält man am unbefriedigenden Zustand fest als sich auf eine unbekannte Veränderung einzulassen. Es gibt dafür einen Namen: Den Status-Quo-Bias. Anstatt das Für und Wider in einer Entscheidungssituation abzuwägen nehmen wir dass schnelle Entscheidungssystem unseres Gehirns und das entscheidet sich für den Status-Quo.
Aufgrund dieser menschlichen Einstellung werden Konflikte lieber nicht wahrgenommen bzw. die Flucht vor Konflikten ergriffen anstatt sie positiv anzugehen und sie zu lösen. Erst wenn man sich nicht mehr vor dem Konflikt drücken kann, stellt man sich ihm. Meist ist der Konflikt aber durch die vorherige Nicht-Bearbeitung dann bereits so eskaliert, dass es schwierig wird, ihn konstruktiv zu lösen. Das ist der Grund, warum die Gerichte trotz des Angebots von außergerichtlichen Konfliktlösungsmöglichkeiten immer noch viel zu tun haben.