Über Geschmack lässt sich nicht streiten!
Dies ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Trotzdem wird immer wieder eifrig über Geschmacksfragen gestritten, so derzeit z.B. im Saarland über die Außengestaltung des Erweiterungsbaues der Modernen Galerie. Trotzdem kann man manche unnütze Diskussion über Geschmacksfragen mit dieser Binsenweisheit beenden, ehe sie zum Konflikt eskaliert.
Was vielen unbekannt oder nicht bewusst ist: Auch über die jeweilige Realität der einzelnen Menschen lässt sich nicht streiten. Die Wirklichkeit eines Menschen ist lediglich ein Konstrukt unseres Gehirns. Daher ist die kosntruierte Wirklichkeit bei jedem Menschen anders. Trotzdem streiten wir ewig über Wahrnehmungen und Wirklichkeiten. Auch Gerichte versuchen, durch Beweismittel wie Zeugen die Wahrheit herauszufinden. Was die Richter herausfinden, sind die jeweiligen konstruierten Wahrnehmungen der Zeugen, die oft nicht mit denen anderer Zeugen oder der Parteien kompatibel sind.
Wir sollten und klar machen, dass unsere Sicht der Welt eine reine Konstruktion unseres Gehirns ist. Es gibt z.B. keine Farben. Es gibt lediglich Oberflächen, die nur Lichtwellen einer bestimmten Länge reflektieren. Aus der Wellenlänge, die wir mit den Augen wahrnehmen konstruiert unser Gehirn eine Farbe. Wir wissen aber nicht einmal, ob das Gehirn eines anderen Menschen eine Farbe genauso darstellt, wie ich sie „sehe“. Wir haben nur beide gelernt, das die Farbe eine bestimmte Bezeichnung hat, egal ob sie von beiden Gehirnen unterschiedlich dargestellt wird. Wir können, das was unser Gehinr kosntruiert, nicht vergleichen.
Was wir wahr´nehmen, wird durch viele Faktoren bestimmt. So kennen wir alle das Phänomen, dass wir plötzlich massenhaft den Autotyp sehen, für dessen Kauf wir uns gerade interessieren.
Es macht daher kaum einen Sinn, die Wahrnehmung eines Gegenüber korrigieren zu wollen. Man kann sich allenfalls über die jeweiligen Sichtweisen austauschen, so wie man sich über die Geschmäcker austauschen kann. Erst wenn man aber die Sichtweise eines anderen kennen gelernt hat, kann man auch seine Handlungen und Meinungen nachvollziehen. Das ist der Grund, warum in der Mediation in der zweiten Phase jeder Konfliktbeteiligte Gelegenheit erhält, seine Sichtweise darzulegen und zu erklären, ohne dass darüber diskutiert wird, ob diese Scihtweise richtig oder falsch ist. Es geht darum, dass der andere Konflitkbeteiligte die Sichtweise versteht. Er muss sie abenfalls nciht für richtig halten. Aber manche Verhaltensweise aus der Vergangenheit wird dann aufgrund dieser Sichtweise nachvollziehbar. Wenn das gelingt, kann man auf der Grundlage dieser Scihtweisen die jeweiligen Interessen und Bedürfnisse erkunden. Das geschieht dann in der nächsten Mediationsphase.