Tödliche Konflikte
so lautet der Titel eines Buches des Systemikers Fritz B. Simon mit dem Untertitel „zur Selbstorganisation privater und öffentlicher Kriege“. Das Buch gibt es mittlerweile bereits in der dritten Auflage. Ich habe die 2. Auflage gelesen und zumindest nach dem Inhaltsverzeichnis scheint sich zwischen den beiden Auflagen nichts wesentliches verändert zu haben.
Dieses Buch sollte eigentlich zur Pflichtlektüre eines jeden Politikers gehören. Aber auch alle anderen sollten das Buch kennen. Es ist erschreckend, dass die Menschen offensichtlich nichts aus den Vorgeschichten und Geschichten der vergangenen Kriege gelernt haben. Simon unterscheidet verschiedene Arten von Kriegen. Unsere Vorstellung vom Krieg ist noch geprägt vom „trinitarischen“ Krieg mit definiertem Anfang und Ende. Er analysiert hierzu den Beginn des ersten Weltkrieges und es war zumindest für mich erschreckend zu sehen, dass die Parallelen zu heutigen Kriegen verblüffend sind, insbesondere was die unterschiedlichen Wirklichkeitskonstruktionen betrifft. Die „Vorteile“ des trinitarischen Krieges sind, dass die Beteiligten sich (zumindest einigermaßen) an rechtliche Vorgaben halten. Anders der Low Intensity Conflict, der schleichend beginnt. Die Entwicklung hierzu skizziert Simon anhand des Vietnamkrieges.
„Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“? Warum ziehen die Menschen trotzdem in den Krieg und riskieren ihr Leben? auch diese Frage diskutiert Simon in seinem Buch. „Krieg ist ein Zustand, bei dem Menschen aufeinander schießen, die sich nicht kennen, auf Befehl von Menschen, die sich wohl kennen, aber nicht aufeinander schießen.“ (George Bernard Shaw)
Der Platz im Rahmen eines Blogbeitrages reicht nicht aus, alle Facetten dieses Werkes kurz darzustellen. Der Verlag bescheibt das Buch wie folgt: „Es vergeht kein Tag, ohne dass uns Nachrichten von Konflikten in unserer näheren oder weiteren Umgebung erreichen, die sich zutreffend nur als Krieg bezeichnen lassen. Krieg kann als ein Konflikt verstanden werden, bei dem die beteiligten Parteien ihr Überleben riskieren. Das gilt nicht nur für Konflikte zwischen Nationen, sondern auch für andere soziale Einheiten wie Firmen, Organisationen, Stämme, Banden usw., ja, auch für Individuen. Beispiele sind das Duell oder die manchmal in Mord und Totschlag endenden Konflikte zwischen Ehepartnern. In diesem Buch werden die Entstehungsbedingungen von Kriegen aus systemtheoretischer Perspektive analysiert. Der Autor bezieht dabei sowohl biologische und psychoanalytische Modelle als auch soziologische Erkenntnisse ein. Ergebnis ist, dass solche Kämpfe im allgemeinen nicht um irgendwelcher wirtschaftlicher oder triebhafter Interessen willen ausgefochten werden, sondern dass es um scheinbar so antiquierte Werte wie Ehre, Stolz und Status geht. Kriege sind nach Auffassung des Autors deshalb als Fortsetzung des Sports mit anderen Mitteln zu verstehen und, nicht zu vernachlässigen, als ultimative Form des Entertainments – zumindest für die nicht direkt beteiligten Beobachter.“
Ich bekomme keine Provision vom Verlag. Aber ich empfehle gerade in der heutigen Zeit dringend zur Lektüre dieses Buches.