Paradiesische Zustände
Nun, dass Mediation in den USA bereits viel eher als bei uns angewandt wurde und dass dort Mediation auch öfter nachgefragt wird als bei uns, dürfte hinlöänglich bekannt sein. Zufällig bin ich auf einen Artikel des amerikanischen Mediators Jay Lee Berman gestoßen, den dieser im Advocate Magazine schon im September 2012 veröffentlicht hatte. Es geht dort um die Entwicklung der Mediation durch das Mediaitonsprogramm des Los Angeles Superior Court.
Bereits 1995 wurde ein Mediationsprogramm für alle Streitigkeiten bis 50.000 $ aufgelegt. Das Gericht sandte dann fast alle Fälle, auch die über diesem Limit, an die gerichtsnahe Mediation. In der Spitze waren es 40.000 Fälle pro Jahr!!! Die Richter dort hatten offenbar schnell begriffen, wie man Arbeit loswerden Kann, nämlich indem man die Streitigkeiten den Mediatoren überlässt. Andere Counties schlossen sich dem an.
Die Erfolgsquote war nach 5 Jahren sehr unterschiedlich zwischen 28% und 82%. Es stellte sich schnell heraus, dass Freiwilligkeit der entscheidende Faktor für die Erfolgsaussichten der Mediation darstellte. Die Programme, die es den Beteiligten erlaubte, für Mediation zu optieren und den Zeitpunkt der Mediation und auch den Mediator selbst aussuchen konnten, führten zu den höheren Erfolgsquoten.
Das sind Zustände, von denen ein deutscher Mediator nur träumen kann. Allerdings sollten sich unsere JustizministerInnen einmal Gedanken darüber machen, ob auf diese Weise nicht eine kostengünstige dauerhafte Entlastung der Gerichte erzielt werden kann. In dem Artikel wird nämlich auch berichtet, dass viele Anwälte heute Mediation schon in ihren Workflow aufgenommen haben und automatisch Rechtsstreitigkeiten zunächst über den Weg der Mediation zu lösen versuchen und erst dann, wenn das nicht gelingt, zu Gericht gehen.
Auch haben viele Anwälte mittlerweile selbst Verhandlungsführung trainiert, um noch viel früher die Fälle zu einer Einigung zu führen. Berman schilder auch anschaulich, welche Veränderungen durch die Erfahrungen mit Mediation eingetreten sind, so zum Beispiel bei der Auswahl von Mediatoren oder der Mediation selbst.
Und bei uns wird darüber diskutiert, ob es gelingt, dass alle MediatorInnen, die sich als zertifizierte Mediatoren bezeichnen wollen, die im Entwurf der Ausbildungsverordnung vorgesehenen 4 Fälle in zwei Jahren zusammenbekommen!? allein die von dem Los Angeles Superior Court an die Mediation verwiesenen Fälle würden hierfür dicke ausreichen.