Nicht im Vertrauen
Natürlich kann eine Mediation nur zum Erfolg führen, wenn die Medianden Vertrauen zum Mediator haben. Der Mediator muss daher auch genau darauf achten, dass dieses Vertrauen erhalten bleibt. Ein wichtiger Punkt hiebei ist, dass der Mediator auf seine Neutralität achtet. Ein nicht neutraler Mediator verliert das Vertrauen der Parteien.
In diesem Zusammenhang nehmen wir in die Mediationsvereinbarung immer den Passus auf, dass die Medianden mit dem Mediator ausschließlich in den Mediationssitzungen über die mediationsrelevanten Themen sprechen. Außerhalb der Sitzungen stehen die Mediatoren weder für persönliche Gespräche, E-Mails oder Telefonate zur Verfügung.
Gerade haben wir erlebt, dass ein Mediand eine vertrauliche Stellungnahme an den Mediator gesandt hat (nein, wir waren hier nicht als Mediatoren tätig). Es sollte bei der Vorstellung des Mediationsverfahrens im Einleitungsgespräch klargestellt werden, dass die Mediatoren derartige „vertrauliche“ Mails gnadenlos der anderen Seite zugänglich machen werden. Andernfalla entsteht nämlich der Eindruck – so auch in diesem Fall – dass die Mediatoren nicht mehr neutral sind und sich von der anderen Seite instrumentalisieren lassen. Das darf auf keinen Fall geschehen.
Das schlimme an dem Fall: Der Mediand, der diese „vertrauliche“ E-Mail-Stellungnahme an die Mediatoren verschickt hat, bezeichnet sich selbst als Mediator. Er hätte wissen müssen, dass das, was er da macht, ein no-go in der Mediation ist.
Etwas anderes gilt nur dann, wenn vorher Einzelgespräche vereinbart werden. Dann kann zunächst einmal auch nicht der Verdacht auftreten, dass der Mediator nicht neutral ist. Die Gefahr, dass der Mediator in diesem Fall nicht mehr für neutral gehalten wird, ist aber auch dort nicht ausgeschlossen.
Nicht umsonst ist zumindest in unserem mitteleuropäischen die Regel, dass die Mediation in gemeinsamen Sitzungen durchgeführt wird und nicht als Shuttle-Mediation, bei der der Mediator zwischen den beiden Medianden hin und her pendelt.