Muss Mediation eigentlich billiger sein?
Ich staune immer wieder, welche Mühe sich manche Mediationsseiten im Internet geben, den Nachweis dafür zu führen, dass Mediation billiger als ein Gerichtsverfahren ist. Ist das denn ein Kriterium für die Wahl von Mediation als Weg zur Konfliktlösung? Mediation ist doch nicht der billige Jakob, den man allein aus Kostengründen wählt!
Mediation hat eine Vielzahl von Vorteilen, den die anderen Konfliktbeilegungsverfahren nicht bieten. Der erste ist, dass es in einer (erfolgreichen) Mediation gelingt, den Konflikt wirklich zu lösen anstatt ihn irgendwie beizulegen. Zwar sorgt auch ein Urteil eines Gerichts oder Schiedsgerichts für ein gewisses Maß an Rechtsfrieden. Gelöst ist der Konflikt indessen nicht, er ist lediglich entschieden. Ich habe noch nie eine Prozesspartei gesehen, die das Gerichtsgebäude zufrieden verlassen hat, nachdem sie den Prozess verloren hat. Und selbst bei einem Vergleichsabschluss hält sich die Zufriedenheit meist in Grenzen. Ein Vergleich ist dann gut, wenn beide Parteien damit unzufrieden sind. Das hat mir mein Ausbilder beim Landgericht schon in meiner Referendarzeit beigebracht und dies ist ein fester Glaubenssatz vieler Richter.
Demgegenüber ist Ziel einer Mediation ein Konsens und nicht nur ein Kompromiss. Damit ist auch das Ergebnis einer Mediation viel nachhaltiger als die Entscheidung eines (Schieds-) Gerichts. Jeder kennt Nachbarschaftsstreitigkeiten, die über Jahre hinweg von Urteil zu Urteil eskalieren.
Ein zweiter, damit zusammenhängender Vorteil der Mediation ist, dass nach Beendigung einer Mediation sich die Beziehung zwischen den Streitpartnern nicht verschlechtert, sondern in aller Regel verbessert haben. Dies kann in einem Gerichtsverfahren, in dem es Sieger und Verlierer gibt, nicht geschehen. Das ist besonders dort wichtig, wo die Beziehung der Konfliktpartner nach Konfliktbeilegung fortbestehen muss und ein weiterer Kontakt oder ein weiteres Zusammenwirken erforderlich ist. Welches Elternpaar, dessen Auseinandersetzung wegen der Kinder von einem Gericht geklärt werden muss, ist anschließend noch zu einem konstruktiven Zusammenwirken im Interesse der Kinder in der Lage?
Ein gerade im wirtschaftlichen Umfeld unbestreitbarer Vorteil der Mediation ist ihre Vertraulichkeit und Nichtöffentlichkeit. Was bei Gericht aufgrund rechtsstaatlicher Grundsätze (richtigerweise) nicht geht, nämlich ein Verfahren im Geheimen, das geht aber in der Mediation. Gerade dort, wo die Parteien keinen Präzedenzfall schaffen wollen, ist Mediation das Mittel der Wahl. Die Vertraulichkeit bzw. Verschwiegenheit, zu der der Mediator kraft Gesetzes verpflichtet ist und die im Mediationsvertrag auch für die Konfliktbeteiligten vereinbart wird, ist eines der wichtigsten Argumente für Mediation.
Dass eine Mediation in aller Regel schneller zu einer einvernehmlichen Lösung geführt wird, als bei Gericht ein Urteil selbst in erster Instanz erreicht werden kann, ist ein letzter Vorteil der Mediation. Dies gilt um so mehr, als die Konfliktbeteiligten die zeitliche Gestaltung einer Mediation weitgehend in der Hand haben (die Wartezeiten bei den Mediatoren sind derzeit noch nicht gerade mit denen bei Fachärzten zu vergleichen).
Ooops! Jetzt hätte ich das Wichtigste fast vergessen: In der Mediation behalten Sie selbst die Fäden in der Hand. Sie können entscheiden, welches Ergebnis für Sie konsensfähig ist oder nicht, welche Themen Sie geklärt wissen wollen und letztlich auch, ob Sie die Mediation zu Ende führen wollen oder nicht.
Bei all diesen Vorteilen kann der Preis eigentlich nicht das allein ausschlaggebende Argument sein. Qualität hat ihren Preis. Es gilt immer noch der Satz: Ich bin zu arm um billig einzukaufen!