Mein Mediator – Deine Mediatorin – unser Mediator
Manchmal scheitert eine Mediation bereits bei der Auswahl der Mediatorinnen bzw. Mediatoren. Schlägt eine Partei eine Mediatorin oder einen Mediator vor, werden sie von der anderen Partei abgelehnt, nur weil die andere Partei sie vorgeschlagen hat und vice versa. Der Streit wird über die Auswahl der Mediator*in fortgesetzt. Und wenn sie nicht gestorben sind, so streiten sie noch heute.
Das ist Unsinn. Zuerst prüft jede(r) Mediator(-in) bei einem anstehenden Auftrag, ob sie/er neutral ist, d.h. in keiner Weise befangen. Sollte hier zu einer der Parteien eine besondere Nähebeziehung bestehen, so wird dies offen gelegt und die Parteien können entscheiden, ob sie Bedenken wegen der Neutralität der mediierenden Person haben.
Allein die Tatsache, dass eine Partei mich als Mediator vorgeschlagen hat, führt nicht dazu, dass ich nun diese Partei bevorzuge. Die Besorgnis, dass die/der Mediator/-in nicht neutral sei, ist auch wegen der fehlenden Entscheidungsbefugnis der Mediatorin/des Mediators nicht ergebniswirksam. Anders als der Richter, der einen Rechtsstreit entscheidet oder die Vermittlerin, die einen Lösungsvorschlag unterbreitet, nimmt die Mediatorin keinen Einfluss auf die Entscheidung und macht auch keinen Lösungsvorschlag. Sie/er hilft den Mediand(inn)en dabei, selbst Lösungen zu finden. Daher hat der Mediator zwar Einfluss auf den Gang des Mediationsverfahrens, nicht aber auf das Ergebnis.
Deshalb ist es völlig nebensächlich, von welcher Partei die Mediatorin oder der Mediator vorgeschlagen wird. Entscheidend ist allenfalls, ob die Mediatorin oder der Mediator über eine fundierte Ausbildung verfügt und sich auch fortbildet. Entscheidend ist vor allem, ob es beiden Parteien gelingt, Vertrauen zu der Mediatorin/dem Mediator aufzubauen, bzw. ob es ihr/ihm gelingt, das Vertrauen der Mediand*innen zu erwerben. Weil – und das haben Forschungen im Bereich Therapie ergeben – die Arbeitsallianz zwischen Mediator/-in und Mediand(inn)en der entscheidende Faktor für das Gelingen einer Mediation ist, bedarf es zunächst des Kennenlernens und des Vertrauensaufbaus. Wenn die oder eine(r) der Streitenden die Mediatorin oder den Mediator für unsympathisch halten oder keine Vertrauensbeziehung aufbauen können, dann sollten die Parteien die Mediationsperson wechseln (besser als die Mediation abzubrechen).
Aus diesem Grund gehört an das Ende des Einführungsgesprächs nicht nur die Frage, ob die Parteien die Mediation als Verfahren angehen wollen, sondern auch die Frage, ob ich als Mediator die richtige Person dafür für die Medianden bin.