Konflikte vermeiden und lösen mit den 10 Systemgesetzen

Konflikte vermeiden und lösen mit den 10 Systemgesetzen

Systemische Mediation ist ein integrativer Ansatz, der auf systemischen Prinzipien basiert und darauf abzielt, Konflikte in ihren komplexen Zusammenhängen zu verstehen und zu lösen. Dieser Mediationsansatz berücksichtigt nicht nur die direkten Konfliktparteien, sondern auch deren Beziehungen und das Umfeld, in dem der Konflikt stattfindet.

Wichtige Aspekte der systemischen Mediation sind:

  1. Systemisches Denken: Probleme werden nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines größeren Systems. Es wird analysiert, wie einzelne Elemente innerhalb einer Gruppe oder Organisation interagieren und sich gegenseitig beeinflussen.
  2. Ressourcenorientierung: Der Fokus liegt auf den Stärken und Fähigkeiten der Beteiligten, um Lösungswege zu entwickeln, die für alle akzeptabel sind.
  3. Konstruktiver Dialog: Die beteiligten Parteien werden ermutigt, offen und respektvoll miteinander zu kommunizieren. Der Mediator unterstützt diesen Prozess, um Missverständnisse abzubauen und den Informationsaustausch zu fördern.
  4. Mehrperspektivität: Unterschiedliche Wahrnehmungen und Sichtweisen der Konfliktparteien werden anerkannt und in den Prozess integriert. Dies hilft, neue Einsichten zu gewinnen und gemeinsame Lösungen zu finden.
  5. Zukunftsorientierung: Anstelle vergangener Konflikte und Probleme steht die Entwicklung zukunftsgerichteter Lösungen im Vordergrund, die tragfähig und nachhaltig sind.

Systemische Mediation wird häufig in Familienkonflikten, in der Schulmediation sowie in Unternehmenskontexten eingesetzt, da sie aufgrund ihrer umfassenden Herangehensweise gut geeignet ist, die komplexen Dynamiken in diesen Feldern zu adressieren. Durch die Berücksichtigung des gesamten Systems, anstatt sich lediglich auf die unmittelbaren Konfliktparteien zu konzentrieren, können umfassendere und dauerhaftere Lösungen erzielt werden.

In seinem Buch “Systemische Mediation” hat Dr. Dieter Bischop, laut Klappentext promovierter Quantenphysiker, Coach, Mediator, systemischer Unternehmensberater und Ausbilder für Coaching und Mediation und Gründer und Leiter des Hanseatischen Instituts für Coaching, Mediation und Führung, 10 Systemgesetze definiert.

Die 10 Systemgesetze nach Dr. Dieter Bischop bilden die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben und effektive Kommunikation in Systemen wie Familien, Teams oder Unternehmen. Diese Gesetze helfen, Konflikte zu vermeiden und aufzulösen. Hier sind die 10 Systemgesetze:

1. Zugehörigkeit

Dieses Gesetz besagt, dass jeder ein Recht auf Zugehörigkeit hat und niemand ausgeschlossen werden darf. Es ist das fundamentalste Gesetz, da es unser Überleben sichert.

2. Anerkennung, Wertschätzung und Respekt

Jedes Mitglied des Systems verdient Anerkennung, Wertschätzung und Respekt. Dies gilt nicht nur für Personen, sondern auch für Kulturen und bestehende Ordnungen.

3. Gleichgewicht von Geben und Nehmen

Es sollte ein Ausgleich zwischen Geben und Nehmen innerhalb des Systems bestehen. Dies fördert Gerechtigkeit und verhindert Ungleichgewichte.

4. Früher vor später hat Vorrang

Diejenigen, die länger zum System gehören, sollten Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Dies würdigt die Erfahrung und den Beitrag langjähriger Mitglieder.

5. Höhere Verantwortung / höherer Einsatz hat Vorrang

Personen mit größerer Verantwortung oder höherem Einsatz sollten entsprechend anerkannt werden.

6. Mehr Kompetenz / mehr Wissen hat Vorrang

Dieses Gesetz besagt, dass Menschen mit mehr Kompetenzen oder Wissen in einem System eine bessere Stellung innehaben sollten.

7. Neues System vor altem System

Veränderungen und neue Systeme sind wichtig für langfristiges Überleben und haben Vorrang, sofern die vorherigen Gesetze beachtet wurden.

8. Gesamtsystem vor Einzelperson oder Untersystem

Das Wohl des gesamten Systems ist wichtiger als das eines einzelnen Teils oder Mitglieds.

9. Aussprechen / anerkennen, was ist

Es ist wichtig, Tatsachen und Realitäten offen anzusprechen und anzuerkennen.

10. Ausgleich schaffen

Wenn Systemgesetzverletzungen entstanden sind, ist es notwendig, einen Ausgleich zu schaffen, um Konflikte zu lösen.

Die Gesetze 1 bis 8 bauen aufeinander auf, das bedeutet, dass eine Verletzung des Systemgesetzes 1 zuerst geklärt werden muss, ehe die anderen behandelt werden.

Die Gesetze 9 und 10 sind Möglichkeiten, Systemgesetzverletzungen zu bearbeiten bzw. sie im Vorfeld zu vermeiden, wenn die Reihenfolge der Gesetze nicht eingehalten werden kann.

Besonders im betrieblichen Kontext können Konflikte vermieden werden, wenn bei Entscheidungen die Systemgesetze 1 bis 8 in den Blick genommen werden. Werden sie eingehalten, ist nicht mit Konflikten zu rechnen. Können sie nicht eingehalten werden, ist es ratsam gemäß dem Gesetz 9 diese Verletzung vorher mit den Betroffenen anzusprechen und einen Ausgleich zu schaffen.

Soll z.B. ein Mitarbeiter befördert werden, der kürzer im Betrieb ist, wie ein anderer Mitarbeiter, der nicht befördert wird, so wird dies, wenn die Verletzung des Sstemgesetzes 4 nicht begründet wird und kein Ausgleich geschaffen wird, zu Konflikten im Team führen.

Um die 10 Systemgesetze wirksam in den Alltag zu integrieren, ist es entscheidend, ein Bewusstsein für deren Bedeutung zu schaffen und eine Kultur zu fördern, die diese Prinzipien wertschätzt. Schulungen und Workshops, in denen die Gesetze praktisch erlernt und angewendet werden, können dabei helfen, das Verständnis zu vertiefen und deren Umsetzung in verschiedenen Kontexten zu unterstützen. Darüber hinaus sollten Führungskräfte als Vorbilder agieren, indem sie selbst diese Gesetze aktiv in ihren Entscheidungen und im Umgang mit ihren Teammitgliedern berücksichtigen. Ein offener Kommunikationsstil, der Ermutigung zur Transparenz bietet, ist essenziell, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Indem die Teammitglieder dazu angeregt werden, sich gegenseitig Wertschätzung entgegenzubringen und das Prinzip des Gebens und Nehmens zu leben, wird nicht nur das Arbeitsklima verbessert, sondern auch die Bindung im Team gestärkt. So kann ein respektvolles Miteinander entstehen, das nicht nur den gegenwärtigen Herausforderungen begegnet, sondern auch zukunftsorientierte Entwicklungen fördert.

Gerfried Braune

Assessor jur. & zertifizierter Mediator Ringstr, 49, 66130 Saarbrücken, Telefon +49 6893 986047 Fax +49 6893 986049, Mobil +49 151 40 77 6556

Kommentar verfassen

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner