Ein paar Mediatoren sind zu wenig!
Es reicht nicht aus, in einem Unternehmen ein paar Mitarbeiter als Mediatoren ausbilden zu lassen. Damit besteht zwar eine verbesserte Möglichkeit, Konflikte im Unternehmen zu lösen, ein Konfliktmanagementsystem ist das noch lange nicht.
Zur Einführung eines Konfliktmanagementsystem gehört notwendigerweise auch die Einführung einer Konfliktkultur im Unternehmen. Konflikte im Unternehmen können nur dann bearbeitet und gelöst werden, wenn sie als solche auch wahrgenommen werden. Konfliktkultur bedeutet zunächst, dass Konflikte von ihrem Negativ-Image befreit werden. Konflikte sind nie oder nur selten per se negativ. Konflikte helfen auch, ein Unternehmen voranzubringen, Unterschiede aufzuzeigen und neue Ideen einzubringen. Negativ wird ein Konflikt in aller Regel dadurch, dass er nicht oder falsch beigelegt wird und so eskaliert.
Das Herausholen des Konflikts aus der Schmuddel-Ecke ist kein Selbstzweck. Es geht darum, dass Konflikte möglichst frühzeitig einem Konfliktlösungssystem zugeführt wird. Dies geht nur, wenn er offen gelegt wird. Leider liegt es im menschlichen Normalverhalten, Konflikte nicht oder nur ungern zu benennen. Es ist daher notwendig, dass im Unternehmen alle Hindernisse, Konflikte zu benennen, ausgeräumt werden. Konflikte sollten entweder von den am Konflikt unmittelbar Beteiligten, mittelbar Betroffenen oder Zeugen des Konflikts benannt werden und dem Konfliktbearbeitungssystem des Unternehmens zugeführt werden. Dies bedeutet aber auch, dass im Unternehmen wirklich geklärt werden muss, welche negativen Auswirkungen es möglicherweise für Mitarbeiter hat, die Konflikte benennen. Es geht dabei vor allem und insbesondere um die informelle Ebene im Unternehmen.
Daher gehört es zur Schaffung einer Konfliktkultur, dass gerade die Führungskräfte im Umgang mit Konflikten geschult werden und auch deren Wahrnehmung von Konflikten geschärft wird.
Letztlich ist aber Konfliktkultur im Unternehmen nichts, das von oben diktiert wird (das gilt eigentlich für alle wie auch immer geartete „Kulturen“ im Unternehmen). Eine Konfliktkultur muss auf allen Ebenen entwickelt werden, alle Mitarbeiter müssen lernen, dass Konflikte und das Benennen von Konflikten keine Nachteile mit sich bringen sondern begrüßt wird. Dies ist sicherlich ein Prozess, der in jedem Unternehmen anders durchgeführt werden muss. Es lohnt sich aber für Unternehmen, da sich die Einführung eines Konfliktmanagementsystems bezahlt macht. Nach einer Untersuchung der Wirtschaftskammer Wien können hierdurch ca. 19 % der Personalkosten eingespart werden. Ganz zu schweigen von den Vorteilen für das Unternehmensklima, mittlerweile ein Faktor, der beim Kampf um Fachpersonal durchaus einen Wettbewerbsvorteil darstellt.
Wir bieten ab Januar einen IHK-Zertifikatslehrgang „Mediatorin, Mediator im Unternehmen“ an, der den Anforderungen des Mediationsgesetzes genügt. Teil des Lehrgangs ist auch dem Projektmanagement zur Einführung eines Konfliktmanagementsystems gewidmet.