Die Richter und der Fortschritt

Die Richter und der Fortschritt

Man muss sich schon wundern, mit welcher Vehemenz sich manche Richter gegen den Fortschritt stemmen. Rechtsanwalt Sokolowski berichtet hier von einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 21.10.2010, in dem der Bundesgerichtshof über den Anspruch eines Richters entscheiden musste, der verlangte, dass die Geschäftsstelle ihm sämtliche elektronisch eingereichte Eingaben zum Handelsregister in ausgedruckter Form vorliegt. Dieses Ansinnen hat der Bundesgerichtshof zurückgewiesen und ausgeführt, dass es keine Einschränkung der richterlichen Freiheit darstelle, wenn der Richter die Akten am Bildschirm bearbeiten muss. Zu Recht hat der Bundesgerichtshof darauf hingewiesen, dass die richterliche Unabhängigkeit kein Standesprivileg der Richter darstellt.

Dies erinnert mich an ein langes Gespräch mit einem (österreichischen) Richter anlässlich des EDV-Gerichtstages dieses Jahr. Dieser stand zwar den technischen Entwicklungen durchaus aufgeschlossen gegenüber. Er verlangte allerdings, dass ein Dokumentenmanagementsystem bei Gericht ihm ermöglichen müsse, genauso zu arbeiten wie mit einer Papierakte. Dies bedeutete für ihn zum einen, dass er Randbemerkungen anbringen können müsse (das lässt sich ja realisieren), aber auch das nach Möglichkeit handschriftlich auf der Rückseite Verfügungen verfassen könne. Dies ist nur unter Schwierigkeiten zu verwirklichen.

Dies alles zeigt einmal mehr, dass (zumindest manche) Richter erwarten, dass sich die gesamte Gerichtsorganisation und auch die EDV ihrer eignen (manchmal sehr persönlichen) Arbeitsweise anpasst.

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Gerfried Braune

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5 Gedanken zu „Die Richter und der Fortschritt
  • Gast 17. Dezember 2010 um 16:22 Uhr

    Wenn der Richter Akten am Bildschirm bearbeiten muss, ist das nicht nur für ihn anstrengender (was zugleich bedeutet: er schafft weniger pro Zeiteinheit), sondern auch weitaus fehleranfälliger.

    Warum ist es „fortschrittlich“, das trotzdem zu tun?

  • Gerfried Braune 17. Dezember 2010 um 17:30 Uhr

    @Gast Wieso ist es anstrengender und warum ist es fehleranfälliger??

  • Gast 17. Dezember 2010 um 23:59 Uhr

    Die Frage ist nicht ernst gemeint, oder?

  • Gerfried Braune 18. Dezember 2010 um 09:27 Uhr

    Doch, weil ich nicht nachvollziehen kann, warum ein elektronisches Dokument anstrengender zu lesen sein soll (hängt natürlich vom verwendeten Monitor ab) und aus welchem Grund es fehleranfälliger sein soll. Vielleicht können Sie das näher begründen.

  • Manfred Schreiner 27. Dezember 2010 um 22:15 Uhr

    Jeder Notar muss in teure Software investieren (z.B. XNotar), um die Dokumente elektronisch einzureichen, nach strengen Vorgaben. Wird falsch eingereicht, wird (kostenpflichtig) moniert.
    Und dann sowas…

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