Ach übrigens: Dieser Artikel sollte eigentlich schon vor ein paar Tagen erscheinen

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Aufschieben von Aufgaben kommt in der Anwaltskanzlei nicht vor? Doch! Unzählige Fristverlängerungsanträge wären ohne das Aufschieben wichtiger Aufgaben nie gestellt worden (auch wenn sie immer meistens mit der derzeitigen Arbeitsüberlastung begründet werden). Wer kennt das nicht? Da liegt die Akte mit dem Schriftsatz, der eigentlich heute raus müsste und man schiebt ihn so lange vor sich her und erledigt andere Dinge, bis man (zum wiederholten mal) noch schnell einen Fristverlängerungsantrag an das Gericht faxt und sich vornimmt, morgen (oder übermorgen oder am Wochenende) nun wirklich den Schriftsatz endlich abzudiktieren.

Was tun? Etwas tun! Wenn es so einfach wäre, bestünde das Problem nicht. Sicherlich gibt es die Situation, dass wirklich so viele dringende Aufgaben vorliegen, dass keine Zeit bleibt, einen (schwierigen) Schriftsatz mit der notwendigen Konzentration zu bearbeiten. Aber seien wir zumindest uns selbst gegenüber einmal ehrlich: So oft, wie wir Fristen verlängern ließen, gab es keine Periode so verdichteter Arbeitsbelastung. Es muss daher andere Gründe geben, warum wir an bestimmte Aufgaben nicht oder erst in letzter Minute herangehen. Und diese Gründe sollten wir in uns hinterfragen.

Hierbei ist das Bild des inneren Teams (siehe Schulz von Thun „Miteinander reden 3: Das innere Team“) für mich sehr hilfreich. Man wird sich der inneren Stimmen bewusst, gibt ihnen Namen und moderiert die Auseinandersetzung der diversen Mitglieder Ihres inneren Teams. Da gibt es möglicherweise den „Pflichtbewussten“, der Sie antreibt, Ihre Aufgaben fristgerecht zu erledigen. Sein Gegenspieler könnte der „Perfektionist“ sein, der der Auffassung ist, einen solchen Schriftsatz kann man nicht zwischen Tür und Angel schnell abdiktieren und außerdem müssten Sie die Sache doch juristisch sorgfältiger durchdringen. Da könnte es auch den Ehemann geben, der die Meinung vertritt, dass Sie bereits lange genug in der Kanzlei sitzen und Ihre Familie eigentlich auch ein Recht auf Sie hat. Vielleicht meint Ihr innerer Kritiker, dass die Aussichten in dieser Sache sowieso nicht gut sind und sie es deshalb gleich sein lassen könnten und so weiter. Der Freiheitsliebende in Ihnen ist sowieso von den Zwängen, die Ihnen durch Fristen auferlegt werden, genervt. Und welche Stimme gibt es in Ihnen noch?

So werden Sie sich der inneren Widerstände bewusst und können sie einordnen und eine Lösung für sich finden. Vielleicht gelingt es Ihnen so in dem einen oder anderen Fall, die Widerstände zu überwinden und rechtzeitig an die Erledigung der Aufgabe zu gehen.

Ach übrigens: Dieser Artikel sollte eigentlich schon vor ein paar Tagen erscheinen.


Gerfried Braune

Assessor jur. & zertifizierter Mediator Ringstr, 49, 66130 Saarbrücken, Telefon +49 6893 986047 Fax +49 6893 986049, Mobil +49 151 40 77 6556

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