Mediation und Neujahrszauber
Ein Beitrag von Gustav Wurm, einem Mediatorenkollegen aus Österreich, auf LinkedIn, den ich mit seiner Zustimmung hier weitergeben darf:
Gemeinsam Abschied und Neubeginn wagen
Wenn ein Jahr zu Ende geht, erinnert uns die Schwelle zum neuen Jahr an die Dynamik des Lebens: Loslassen, Neuorientierung, Aufbruch. Diese Themen klingen in Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ und ebenso in der Mediation wider, die sich gleichfalls mit dem Abschied und Neubeginn beschäftigt. Der Jahreswechsel bietet einen besonderen Rahmen, die Parallelen zwischen Mediation und dem Aufbruch in ein neues Jahr zu erkennen und zu schätzen.
Mediation ist (Selbst)Reflexion
Vergangenheit wertschätzen, Zukunft gestalten
„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe / Bereit zum Abschied sein und Neubeginne.“
In der Mediation beginnen die Beteiligten oft mit einem Blick zurück: Was ist geschehen? Wie hat uns der Konflikt beeinflusst? Diese Reflexion der Vergangenheit ist entscheidend, um die Gegenwart zu verstehen. Gleichzeitig eröffnet Mediation die Möglichkeit, das Alte bewusst loszulassen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Der Jahreswechsel lädt zu einer ähnlichen Reflexion ein. Wir würdigen die Höhen und Tiefen des vergangenen Jahres, ohne uns an sie zu klammern. Diese Haltung des bewussten Loslassens und der Wertschätzung ist ein zentraler Bestandteil der Mediationsarbeit – und auch ein Wegweiser für den Neuanfang im jungen Jahr.
Zauber des Anfangs
Gemeinsame Wege entdecken
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, / Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
In der Mediation entsteht ein besonderer Moment, wenn die Beteiligten beginnen, eine gemeinsame Basis zu finden. Sie wagen den Schritt, Verletzungen hinter sich zu lassen und aufeinander zuzugehen. Dieser Zauber des Anfangs liegt in der Offenheit, Neues zu wagen – im Dialog und in der Beziehung.
Am Jahreswechsel spüren wir einen ähnlichen Zauber: Ein unbeschriebenes Blatt liegt vor uns, bereit für unsere Träume, Visionen und Hoffnungen. Genauso wie die Mediation Raum für kreatives Denken und neue Lösungen schafft, bietet der Jahreswechsel die Chance, mutig neue Wege zu beschreiten.
Weg der Veränderung
Schritt für Schritt wachsen
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen.“
Mediation ist ein Prozess, der die Parteien einlädt, Raum für Raum zu durchschreiten: von der Klärung der Vergangenheit über die Erörterung von Bedürfnissen bis hin zur Gestaltung gemeinsamer Lösungen. Dieser Weg erfordert Mut, Vertrauen und die Bereitschaft, sich nicht an alten Positionen festzuhalten.
Der Jahreswechsel bietet ähnlich die Gelegenheit, die Räume des Lebens zu durchschreiten. Wir verabschieden uns von alten Gewohnheiten und lähmenen Mustern, um Platz für Neues zu schaffen. Die Transformation in der Mediation wie im Jahreswechsel erinnert uns daran, dass das Leben ständig im Fluss ist – und dass Wachstum oft im Loslassen beginnt.
Mediation ist Neuanfang
Abschied und Gesundung
„Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“
Am Ende einer erfolgreichen Mediation steht der Neuanfang: Ein Konflikt wurde geklärt, eine Vereinbarung getroffen, ein Weg nach vorn entwickelt. Dieser Prozess ist kein Verlust, sondern ein Gewinn – für die Beteiligten, ihre Beziehung und ihre Entwicklung.
Genauso fordert uns der Jahreswechsel auf, von Altem Abschied zu nehmen – von Belastendem, aber auch von vertrauten Dingen, die uns nicht mehr weiterbringen. Dieser bewusste Abschied schafft Raum für Gesundung und gibt uns die Kraft, mit Zuversicht und Klarheit ins neue Jahr zu starten.
Mediation und Jahreswechsel
Mediation und der Jahreswechsel teilen einen zentralen Kern: Beide sind Räume für Transformation. Sie laden uns ein, innezuhalten, zu reflektieren und bereit zu sein, Altes loszulassen, um Neues zu schaffen. Hermann Hesses „Stufen“ erinnert uns daran, dass das Leben ein fortwährender Prozess des Werdens ist – ein Gedanke, der sowohl für die Mediation als auch für den Jahreswechsel eine tiefe Bedeutung hat.
In diesem Sinne wünschen wir für das neue Jahr: Mut für den Aufbruch, Vertrauen in den Zauber des Anfangs und die Kraft, Raum um Raum mit Neugier und Offenheit zu durchschreiten. Wohlan denn, Herz – nimm Abschied und gesunde!
